Das Kuratorium oder eine von ihm berufene Jury entscheidet nach eingehender Prüfung der Bewerbungen über die Vergabe der Fördermittel. Die geförderten Projekte werden auf der Website der Stiftung veröffentlicht, auf Wunsch kann von einer namentlichen Veröffentlichung abgesehen werden. Die Jurysitzung findet einmal im Jahr statt, in Ausnahmefällen können Förderentscheidungen auch jenseits der jährlichen Jurysitzung getroffen werden.

Die ausgewählten Kandidaten und Projekte werden schriftlich unterrichtet und um die schriftliche Annahme der Förderung gebeten. Wird die Annahme der Förderung bestätigt, wird eine Fördervereinbarung formuliert, in der die Rechte und Pflichten beider Seiten geregelt sind. In der Fördervereinbarung werden u.a. die Förderung, die damit verbundenen finanziellen und dinglichen Leistungen der Stiftung wie auch die Auszahlungsmodalitäten festgelegt. Sie wird von beiden Seiten unterschrieben.

Für alle Förderungen der Kunstpunkt Stiftung Herpel gilt, dass weder ein Rechtsanspruch noch Einklagbarkeit besteht. Die Leistungen der Stiftung sind freiwillig, selbstentschieden und gemeinnützig, sie können nur bei groben Verstößen gegen geltendes Recht und die guten Sitten einbehalten und beendet werden. Die Stiftung untersteht der Stiftungsaufsichtsbehörde Berlin.

Beispiele förderungswürdiger Projekte, Arbeiten und Erfindungen

… originelle und originäre, mutige, nicht-modische und nicht kommentierende Arbeiten zur Kunsttheorie 

… Eigenständige kunsttheoretische Konzepte, künstlerischer, nicht kunsthistorischer Art

… Kunsttheoretische Hypothesen und Beispielsammlungen 

… Arbeiten zur Kulturgeschichte des … Findens und Erfindens, des Schaukelns, Versteckens, Verkleidens, Beete-Anlegens und Hüttenbauens, der Miniatur und des Modells, des Hebels, der Kiste, der Vitrine, bestimmter Gesten und Bewegungen, Begriffe und Missverständnisse 

… Erfindung neuer Formate der Präsentation und des Experiments; neuer Formen und Anlässe für Konzerte, Feste, Vorführungen, Demonstrationen, Neuheiten-Vorstellungen, Vorlesungen, Ausstellungen, für das öffentliche Streiten und Debattieren, das unverbindliche Treffen und das Sich-Zeigen …

… Diskussion des »Heterotops« (des Ortes , an dem alles anders ist) und Pläne zum Finden desselben, zu Gestaltung, Erhaltung und Schutz

… Erfindung, Begründung und Realisierungspläne für neue Berufe und Entwürfe entsprechender Berufsbilder

… Projekte der Kooperation von Künstlern und Nicht-Künstlern

… Entwicklung neuer »Artist in Residence«-Modelle und Konstellationen

… Alternative und Ergebnisorientierte Formen der Gruppenarbeit mit Jugendlichen und Künstlern

… Arbeiten zum Stichwort: »Kluge Kunst«

… Thema: Die andere Seite des Intellekts in der Kunst, Kritik des »Geistigen in der Kunst« (Kandinsky, 1912) und dessen Neufassung

… Die Rolle der Kunst und Künstler in der Kommunalpolitik, in Vereinen, Kirchen, Bürgerinitiativen und anderen Gruppierungen.

… Arbeiten zum Thema: Die Position der Kunst, des künstlerischen Denkens und Handelns in der Bildungslandschaft. In nahezu allen Institutionen der Bildung spielen die Künste zwar eine marginalisierte, aber doch entscheidende Rolle. Restrukturierung und »Rethinking« dieses Sachverhalts tut not. Sowohl eine Begabtenförderung als auch ein diesbezügliches Fortbildungsprogramm sollten erfunden und etabliert werden. Pilotprojekte, Experimente und Erprobungen dieser bildungspolitischen Projekte sind förderungswürdig.

… Außerschulische Vermittlungsformen in freier Trägerschaft

… Allgemeine Öffentliche Diskussionen von kommunaler »Gestaltungssatzungen« von Kommunen unter Beteiligung und Mitsprache der Künstler.

… Pläne zur Organisationsberatung, Mitsprache und Beteiligung von Künstlern in der Gremienarbeit, in welcher über staatliche Stipendien, Landes-, Hochschul- und kommunale Stipendien entschieden wird; Mitsprache und Beteiligung von Künstlern in den Fördergremien wie Villa Massimo, Villa Romana, Goethe-Instituten, Deutscher Kunstrat, Deutscher Musikrat, ARD/ZDF

… Thema: Kolonialproblematik und internationale Kunst

… Pläne zur Integration des künstlerischen Denkens und Handelns in Universitäten und Hochschulen; nicht als Kunstgeschichte, sondern als Kunsttheorie und Produktionsästhetik 

… Herstellung von Verzeichnissen nach dem Muster des Köchelverzeichnisses; zu denken ist in erster Linie an Künstler-und Werkverzeichnisse, aber auch an Verzeichnisse von Kooperationspartnern, Förderern, Preisen und Stiftungen, von Galerien, Verbänden, Arbeitsgemeinschaften, Kunsthallen, Bezugsquellen.

… Privatinitiativen zur themenbezogenen Künstlerförderung können und sollen unterstützt werden

… Experimentelle Theaterprojekte, Konzertprojekte, Tanz- und Performanceprojekte und einschlägiger Workshops

… Experimentelle Notationen und Partituren und deren Realisierungen und Publikation

… Beiträge zur Semiotik, zur Philosophie der Kunst, Kunstkritik und Bildwissenschaft

… Beiträge zur Museologie, Kritik der Museumspädagogik und Anmerkungen zur Museums-und Sammlungspolitik

… Beiträge zur Kritik der Visualisierung, ClipArt, Powerpoint, iconic turn, zur graphischen Oberfläche, zu graphischen Entscheidungshilfen und zur wissenschaftlichen Illustration

… Debatten über das U und E in den Künsten

… Kriterien für die Beurteilung im Zeitalter der KI und der Chatbots

… Arbeiten zum Thema: Gestufte Simulation und die Collage der zweiten Art (erste Art: man soll die Brüche bemerken, zweite Art: die Brüche werden so gestaltet, dass man sie nicht erkennt und das neue Ganze als ein solches begrüßt)

… Neue Kunst-und Wunderkammern

… Bildbearbeitung und Zeugenschaft, das Bild vor Gericht

… Arbeiten zur Begriffsgeschichte künstlerischer Termini

… Karussell, Riesenrad und Geisterbahn oder Die Erfindung neuer Attraktionen

… Steganografie und Kunst -– Kunst und Kommunikation

… Blinde Sprache, Stummes Bild oder Neufassung des Paragone

… Arbeiten zum Thema: Künstler als professioneller Externer, ein Berufsbild der Überwindung von Betriebsblindheiten

… Arbeiten zum Thema des »Schmückens«, der Repräsentation und des Spurenlegens

und weiteres Erstaunliches, Nicht-Modisches und Eigenes